BOLLIGEN  Quelle: Der Bund, Simon Wälti [16.10.08]  zurück->

Auf dem Prüfstand

Podium im Reberhaus zu den Gemeindewahlen Bolligen war sehr gut besucht
 

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Gestern Abend haben die drei Kandidierenden für das Gemeindepräsidium in Bolligen die Klingen gekreuzt. Amtsinhaberin Margret Kiener Nellen (sp) fühlt sich fit für eine dritte Amtsdauer. Rudolf Burger (bp) hält die Zeit reif für einen Wechsel, und Erich Sterchi (svp) will für ein gutes Klima im Dorf sorgen.
 

«Es ist die Zeit des Lächelns», sagte Gesprächsleiter Jörg André, Redaktor beim Regionaljournal von Schweizer Radio DRS, bei der Begrüssung. Rund 200 Personen verfolgten gestern Abend das überparteiliche Wahlpodium im Reberhaus in Bolligen. Es sei ein wahnsinnig faszinierendes Amt, sagte Margret Kiener Nellen (sp), seit acht Jahren Gemeindepräsidentin von Bolligen. «Es nimmt einem den Ärmel rein.» Sie wolle weiterhin anpacken und nicht etwa loslassen, sagte die Nationalrätin und Anwältin. Die Faszination des Amtes verspürt auch Erich Sterchi (svp), derzeit Vizegemeindepräsident und als Gemeinderat zuständig für das Ressort Tiefbau. Das Amt reize ihn, sagte der Meisterlandwirt. Er sei von vielen angesprochen worden, er solle doch kandidieren. «Es gehört zu meinem Demokratieverständnis, dass es eine Auswahl gibt.» Sterchi will für ein gutes und menschliches Klima im Dorf sorgen.

Abnützungserscheinungen?

Die Zeit sei reif für einen Wechsel, sagte Rudolf Burger von Bolligen Parteilos, stellvertretender Chefredaktor beim «Bund». Er will frischen Wind in die Bolliger Politik bringen. «Es gibt Abnützungserscheinungen.» Sie sei zwar wie ein «Fahrzeug auf dem Prüfstand», fühle sich aber fit für eine dritte Legislatur, entgegnete Margret Kiener Nellen.

Am 26. August erlebte Bolligen eine historische Gemeindeversammlung. Grosse Teile der Ortsplanungsrevision wurden bachab geschickt. Nicht weniger als 1300 Bürgerinnen und Bürger nahmen daran teil, rund zehn Mal so viel wie bei «normalen» Gemeindeversammlungen. Die Ortsplanungsrevision sei zerpflückt, in die Einzelteile zerlegt worden, sagte Gesprächsleiter Jörg André im Rückblick. «Welche Lehre ziehen Sie nun daraus?», fragte er die Kandidierenden.

Kleinere Brötchen backen

Man hätte das Nein nicht in ein Ja umbiegen können, gab sich Burger überzeugt. Man müsse die Gemeinde bescheiden weiterentwickeln. Kiener Nellen meinte, die Bewohnerinnen und Bewohner betroffener Quartiere müssten besser einbezogen werden. Sterchi will Ruhe einkehren lassen und das Volksnein respektieren. «Manchmal muss man als Politiker auch das Gras wachsen hören.» Alle drei wollen in der nächsten Legislatur keinen neuen Kraftakt in Sachen Ortsplanung riskieren. Ob man nicht vor einem Scherbenhaufen stehe, hakte André nach. «Wir müssen mit jenen Bausteinen bauen, die wir haben», sagte Kiener Nellen. Als Beispiel nannte sie das Projekt für die Alterswohnungen im Lutertal. Zu diesem Punkt der Ortsplanung hatten die Stimmbürger Ja gesagt. Ansonsten würden aber weniger Schultern die Infrastrukturkosten tragen müssen.

Burger betonte die Wichtigkeit von guten Schulen. In Zukunft müsse man aber unter Umständen auch den Gürtel enger schnallen. Er halte es nicht für realistisch, dass die Steuern gesenkt werden könnten. Dem pflichtete auch Sterchi bei, der für einen «flexiblen Steuerfuss» plädierte. Kiener Nellen will sich für das heutige Dienstleistungsangebot einsetzen, auch wenn der finanzielle Spielraum in Zukunft enger werden sollte.

Die Gemeindewahlen in Bolligen finden am 9. November statt. Ein eventueller zweiter Wahlgang ist auf den 30. November angesetzt.

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