Letzte Aktualisierung: 24.02.2012 |
Am 12. Oktober 2011 wurde im Restaurant «Bahnhöfli» die Festschrift «100 Jahre SP Bolligen» den Medien vorgestellt. Das OK zeigte stolz die ersten druckfrischen Exemplare der Festschrift.
V.l.n.r das OK mit Helmut Baurecker, Thomas Zysset, Margret
Kiener Nellen, Adrian Hadorn, Hansjörg Meyer, Christian Kunz Das Jahr 2011 war ein ganz besonderes Jahr für die SP Bolligen – unsere Sektion wurde 100-jährig. Ein Grund stolz zu sein und ein Grund zum Feiern. Diese Seite informiert über die verschiedenen Aktivitäten in diesem Zusammenhang. Ein Fest im Reberhaus am Samstag, 15. Oktober 2011, bildete den Höhepunkt. Zu diesem Tag erschien auch eine Festschrift, die einiges aus der SP-Sektionsgeschichte nachzeichnet und Personen, die sich für die Partei und die Gemeinde einsetzten, ins Gedächtnis ruft, aber auch einen Blick in die Zukunft wirft. Einzelne Kapitel aus dieser Festschrift wurden in loser Folge in der Bantiger Post vorabgedruckt. Thomas Zysset, Präsident SP Bolligen Bantiger Post vom 16. Juni 2011 (Vorabdruck aus der Festschrift): -> 1911: Was war das für eine Zeit? Aus der Festschrift: ->
Porträt Rosmarie Kurz In Habstetten hat eine zentrale Figur der schweizerischen Friedensbewegung ihren Lebensabend verbracht. Rosmarie Kurz war bis zu ihrem Tod am 15. November 2002 eine hellhörige, leidenschaftliche Zeitgenossin. Sie hatte ein weites Netz von Mitkämpferinnen in der Schweiz, aber auch in vielen Konfliktregionen dieser Welt. Auch im engeren Kreis von Bolligen hat sie sich engagiert und an unzähligen Veranstaltungen der SP-Bolligen kreativ mitgewirkt. Ihr politischer Einsatz hatte seine Wurzeln in der Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Die Schwiegermutter, Gertrud Kurz (die weitherum bekannte «Flüchtlingsmutter» des Zweiten Weltkrieges), hatte sie darin stark geprägt. Rosmarie Kurz übernahm die Öffentlichkeitsarbeit des Christlichen Friedensdienstes/cfd. Die Empörung über den Krieg in Vietnam, die Anteilnahme an den Befreiungskämpfen gegen die Apartheids-Regimes in Rhodesien, Mosambik und Südafrika führten sie zur Überzeugung, dass Befreiung und Gerechtigkeit Grundlage einer umfassenden Friedensarbeit sein müssen. «Wir nehmen Partei» war die Losung des cfd. Parteinahme für die Flüchtlinge in der Schweiz, für offene Grenzen, gegen die «Nachrüstung» und immer mehr für den Frieden im Nahen Osten. «Nur aus dem visionären, sogar utopischen Denken heraus lassen sich die Kraft und die Weitsicht zu genügend radikalen Forderungen gewinnen» – das war der Ansatz von Rosmarie Kurz. Nicht nur rationale Analysen, sondern auch leidenschaftliche Gefühle waren bestimmend für ihren jahrzehntelangen Einsatz. Heute herrscht in manchen Teilen der Welt, vor allem in Zentralasien und im Nahen Osten, Konjunktur für Hardliner, Scharfmacher und Kriegstreiber. Auch die Innenpolitik in Europa ist davor nicht gefeit. Mit Imponiergehabe und «terribles simplifications» gewinnen sie Wahlen und Stimmungstests. Frauen wie Rosmarie Kunz wären heute mehr denn je nötig.
Auch in ihrem privaten Leben war sie radikal, liebevoll und unbeeindruckt von
Konventionen, wie in der Politik. Ihr Haus in Habstetten wurde für viele Freunde
aus aller Welt zu einer zweiten Heimat, weil sie wie wenige die Gabe besass, ihr
Gegenüber wichtig zu nehmen. Humor gehörte ebenso zu ihr wie ihre Fähigkeit,
Menschen das Richtige zu fragen.
Aus der Festschrift: -> Porträt Heidi Jaberg-Hostettler Wer zahlt, der befiehlt, doch nicht jeder, der befiehlt, bezahlt. In der Politik ist der rechte Weg gar oft der linke. Auch bei demjenigen, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, schlägt es immer links! (Aus Heidi Jaberg, Zeit-Zeichen, 1999)Heidi Jaberg wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, ihr Vater war Schweisser, aktiver Gewerkschafter und SP-Mitglied. Für ihn war es selbstverständlich, dass seine beiden Töchter gleich viel Aufmerksamkeit erhielten und die gleichen Rechte hatten, wie wenn es Söhne gewesen wären. Zum Beispiel das Recht auf eine gute Ausbildung. Zwar absolvierte Heidi ganz traditionell ein Welschlandjahr nach der Schule, und sie stellte sich vor, dass sie eine Lehre als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft machen würde. Dort roch es so gut nach Leder, und der Umgang mit schönen Dingen machte ihr Freude. Aber der Vater setzte durch, dass sie eine gut qualifizierende Lehre machte, und so absolvierte sie die Berufsschule für Verwaltungsangestellte. 1955 heiratete Heidi und bald kamen Kinder, drei Mädchen. Dank ihrer Ausbildung fiel es ihr leicht, eine Teilzeitstelle zu finden, die ihr ermöglichte, ihren Pflichten als Familienfrau nachzukommen und zugleich zum Haushalteinkommen beizusteuern. Am Anfang arbeitete sie in einem nahe gelegenen Architekturbüro mit flexibler Arbeitszeit, so dass sie Mittagessen kochen konnte. Mehr als zehn Jahre arbeitete Heidi als Sekretärin bei der Gemeindeverwaltung. Als sogenannte «Springerin» konnte sie überall, in jedem Ressort eingesetzt werden und lernte dabei, wie so ein Gemeindebetrieb auf den verschiedenen Ebenen funktioniert. Ihr Lohn habe anfangs vor allem dazu gedient, ihren Töchtern privaten Musikunterricht zu finanzieren. Denn Musik ist in Heidis Leben ganz wichtig, Musik und Poesie. Sie schreibt Gedichte und Aphorismen, oft mit Witz und sprachspielerisch, manchmal eher nachdenklich und melancholisch. Sie textet und komponiert auch Lieder, die sie – auf der Gitarre oder dem Örgeli von ihrer Tochter Esther begleitet – bei verschiedenen Gelegenheiten vorträgt, von Altersnachmittagen bis zu SP-Anlässen. CDs mit Mundartliedern sind von ihr erhältlich, ein Kinderbuch und mehrere Lyrikbändchen wie «Gedichte Gedanken Schmetterlinge» oder «Zeit-Zeichen». 1967 trat Heidi in die SP Bolligen ein, vier Jahre bevor die Frauen überhaupt ein Stimm- und Wahlrecht auf nationaler oder kantonal bernischer Ebene hatten. Es war die Zeit des Kampfs ums Frauenstimmrecht, und Heidi erinnert sich an heftige und unschöne Auseinandersetzungen auch unter den Frauen selbst, unter den Befürworterinnen und den Gegnerinnen. Das Stimm- und Wahlrecht ab 1971 hiess dann auch nicht, dass Frauen tatsächlich gewählt wurden. Erst ganz vereinzelt eroberten sie Sitze in Parlamenten und Behörden. 1974 wurden zum Beispiel gerade einmal zehn Frauen in den Grossen Rat gewählt, darunter Marie Böhlen und Ruth Hamm von der SP. Wie viele andere Frauen leistete Heidi vor allem Hintergrunds- und Unterstützungsarbeit für ihre Parteisektion. Lange Jahre war sie Sekretärin und als solche automatisch im Vorstand, dazu amtete sie als Geschworene beim Bezirksgericht und als Delegierte in der Coop-Genossenschaft. Im Stimmausschuss machte sie eine Erfahrung, die sie aus andern Bereichen kannte: Frauen wurden damals oft nicht für voll genommen. Wenn Fehler passierten, habe man immer zuerst bei ihnen, den Frauen gesucht. An Partei- oder Gemeindeversammlungen hätten hauptsächlich die Männer geredet und die Frauen geschwiegen. Eine Ausnahme sei Mascha Oettli, die langjährige Zentralsekretärin der SP Schweiz gewesen. Mascha habe oft sehr engagiert das Wort ergriffen. Sie sei halt eine Studierte gewesen, meint Heidi. Und stellt dabei wie so oft das eigene Licht unter den Scheffel, verfügt sie doch selbst über grosse Sprachkompetenz und weiss sehr wohl eine spitze Feder zu führen. Verena Hadorn Aus der Festschrift: -> (Parteipräsident SP Bolligen 1980–84)
Gerhard
Schmutz ist in einem typischen «Sozi»-Milieu in Ostermundigen aufgewachsen. Der
Urgrossvater war Bauer, der Grossvater Handwerksmeister, der Vater Lokführer mit
Arbeitslosenerfahrung nach der Weltwirtschaftskrise 1929. Aus dieser Tradition heraus versteht er auch die Grundwerte der Sozialdemokratie. Der Mensch und nicht Geld steht für ihn im Zentrum, das Recht auf ein Leben in Würde. Sozialer Ausgleich ist nötig, wichtigster Pfeiler ist Bildung. Seine eigenen Kinder hat er in die damals neue Steinerschule in Ittigen geschickt, dort wo der pädagogische Ausgleich zwischen Kopf, Herz und Hand nicht nur theoretisch existiert, sondern tagtäglich gepflegt wird. Die Nähe zur Steinerschule war 1977 auch der Hauptgrund für die Wahl des Wohnsitzes Bolligen. 3 Jahre später übernahm Gerhard Schmutz das Präsidium der SP Bolligen von Rudolf Lauterburg. In seine Präsidialzeit 1980–84 fiel die Aufteilung der Gesamt- und Einwohnergemeinde Bolligen in die drei Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen. In diesem für die lokale Sozialdemokratie schmerzlichen Prozess sei es ihm zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass es in der Politik wie anderswo oft mehr um Macht als um die Sache geht. (Mehr zur Teilung in einem späteren Kapitel der Festschrift). In die gleiche Zeit fiel auch eine Krise in der SP Schweiz: Markante Wahlverluste, die Debatte um den Austritt aus dem Bundesrat nach der Nichtwahl von Liliane Uchtenhagen. Im Rückblick schrieb Rudolf H. Strahm «Vom Wechseln der Räder am fahrenden Zug». Er widmete es den Sektionspräsidenten: «An ihnen liegt die Zukunft der Sozialdemokratie in der Schweiz». Das entsprach auch der Lokal- und Weltsicht von Gerhard Schmutz. Wenn er auf Umweltfragen damals und heute angesprochen wird, dann gilt für ihn in erster Linie die Herausforderung für lokale Lösungen: Wirtschaftswachstum und Arbeitsbeschaffung durch kleinräumige Energiegewinnung zum Beispiel. Grosskonzerne seien kaum fähig, umzudenken. Allerdings sieht er die Schweiz nicht als isolierte Insel: Als vielfältig mit der Welt verknüpftes Land sollte sie nicht abseits stehen, sondern lernen, sich auf eine bessere Art zu integrieren. Im Rückblick ist für Gerhard die Wahl von Bolligen als Lebensort eine glückliche. Das Engagement in der lokalen Politik hat ihm geholfen, viele Leute schneller kennen zu lernen, ein Gespür für die Probleme und für gemeinschaftliche Lösungen zu entwickeln. In einer Art Bilanz zu seiner SP meint Gerhard, sie sei heute auf allen Stufen, Gemeinde, Kanton und Bund eine arrivierte Regierungspartei. Sie hat das 20. Jahrhundert nachhaltig und in einem für die Menschen in diesem Land äusserst positiven Sinn geprägt. Tatsache ist aber, dass ihr die ArbeiterInnen als WählerInnen weitgehend abhanden gekommen sind. Einerseits weil es immer weniger gibt und anderseits weil sie andere Parteien wählen oder kein Wahlrecht besitzen. Wenn wir ihn zum Abschluss kurz in die Zukunft blicken lassen, meint er sorgfältig: «Damit die SP auch im 21. Jahrhundert massgebend wirken kann, muss sie nicht ideologischer werden, sondern lernen genau hinzuhören worunter die Menschen in diesem Lande leiden und was sie beschäftigt. In diesen Bereichen sind tragfähige und sozial verantwortbare Lösungen zu erarbeiten.» Aus der Festschrift: -> (SP-Gemeinderat 1972-86) Ernst Widmer, mittlerweile seit über 40 Jahren in Bolligen wohnhaft, war auch in seiner aktiven Zeit das, was bis heute einen grossen Teil der Bevölkerung ausmacht: Pendler (nach Bern), von auswärts zugezogen, begeistert vom Naherholungsgebiet und doch stadtorientiert. Er ist bis heute ein Zürcher geblieben, auch in der Sprache, aber mit einer grossen Liebe zu seinem Wohnort. Die Integration erfolgte in seinem Fall durch die Mitgliedschaft in der SP, und auf der SP-Liste rutschte er auch, kaum hier sesshaft geworden, 1972 in den Gemeinderat. 14 Jahre lang war Ernst Widmer für den Hochbau in Bolligen zuständig. Von den heftigen Auseinandersetzungen um Zentralisierung oder Verselbständigung der sogenannten «Viertelsgemeinden», Bolligen, Ittigen, Ostermundigen sei sein Ressort nicht betroffen gewesen, sagt er, da jede Gemeinde den Hochbau in eigener Regie regelte. Aber die Spannungen jener Jahre, gerade und besonders auch in der SP rufen noch heute Sorgenfalten auf seine Stirne: Während 10 Jahren war dieser umstrittene Prozess auf jeder Traktandenliste des Gemeinderates von Bolligen. Ernst Widmer behält die Einstimmigkeit des Gemeinderats in dieser Frage unter der Führung durch den SVP-Präsidenten Hans Sterchi in guter Erinnerung. Als «sachlich und vernünftig» bezeichnet er noch heute die damalige Gemeindepolitik. In unserer kleinen Festschrift wird dem umstrittenen Geschäft eine besondere Darstellung der damaligen Akteure und aus heutiger Sicht gewidmet. Auf die Frage, was bleibe aus seiner Zeit als Vorsteher des Ressorts Hochbau, sagt Ernst Widmer lakonisch: «nüt». Er meint es buchstäblich, denn er sieht es auch rückblickend als Verdienst, dass in diesen euphorischen Bauboom-Jahren dank sorgfältiger Planung von Bauzonen (Einschlag, Hühnerbühl, Lutertal) in Bolligen nicht wie andernorts wahllos Grossüberbauungen auf die grüne Wiese gestellt wurden. Er sagt es andererseits auch aus Bescheidenheit und der Überzeugung, dass in der Gemeinde, wie überhaupt im politischen Leben, nur etwas zu Stande gebracht werde, wenn man gemeinsam und über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeite. So sieht er auch die «bleibenden Werke», u.a. das Schulhaus Lutertal, den Dorfmärit und seine Passerelle, die Unterführung bei der RBS-Station oder das Trottoir nach Flugbrunnen, als Leistungen des Gemeinderats als Kollegium.
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